In der Toskana befindet sich der größte Luftwaffen-Bunker Europas
Heute geht's mit den Kindern in die Berge nördlich von Pistoia. Mal ein "anderer" Ausflug, auf den Spuren der nicht so weit entfernten Geschichte Hier in der Gemeinde San Marcello Piteglio, wurde von der Italienischen Metallurgischen Gesellschaft SMI (Societa´ Metallurgica Italiana) 1910 eine nagelneue Ortschaft, genannt Campo Tizzoro gebaut. Zuerst nicht nur Häuser, Wohnungen, sondern auch Kindergarten, Schulen, Sportanlagen, eine der heiligen Barbara (Schutzpatronin der Feuerwaffen) geweihte Kirche und Gemeinschaftsräume.
Erst als die Infrastrukturen fertig waren, fängt man an, die Industrie zu bauen, welche vorwiegend Munitionen herstellte, aber auch Schreibmaschinen, Nadeln zum nähen, die Trichter für Grammophone und viele weitere metallische Gegenstände für das Alltagsleben, die aus Messing, Aluminium oder Bronze waren. 1926 wird die neu entstandene Ortschaft durch eine Eisenbahn-Nebenlinie mit der Hauptlinie in Pracchia verbunden. Die Fabrik hatte zu Zeiten des zweiten Weltkrieges 2000 Angestellte.
Tunnelsystem in Toskana
Da hier Munitionen hergestellt wurden, wusste man, wie sich politische Situationen und ein Krieg entwickeln können, so fängt man 1937 an, unter den Fabrikgebäuden ein enormes Tunnelsystem in den Felsen zu entwickeln.
Insgesamt über 3 km Galerien, welche letzendlich nie gegen einen Luftwaffen-Angriff gediehnt haben, da Campo Tizzoro nie bombardiert wurde. Diese Fabrik verkaufte Munitionen an mehrere Nationen und jeder brauchte diese Industrie. Genutzt wurden die Galerien allerdings Ende des Krieges, als nicht weit entfernt die "Gotische Linie" verlief und Nazi-Truppen immer wieder diese Ortschaft aufsuchten. Außerdem wurde die unterirdische Krankenabteilung auch oft benutzt, vor Allem für ansteckbare Krankheiten.
Ein beeindruckendes Erlebnis in der Toskana
Die Führung beginnt im Museum, wo unter anderem die Entwicklung der Ortschaft, sowie auch der Waffen erklärt wird. Die alten Maschinen um die Hülsen der Munitionen zu drucken, sowie auch weitere Erzeugnisse dieser Fabrik sind ausgestellt. Danach geht es durch einen der "nicht zerstörbaren" Eingänge, mit einer langen Wendeltreppe in die Unterwelt.
Die Tunnel liegen ca. 15 bis 30 m unter Erde und die Organisation war perfekt. Einer der ersten Räume , die man entlang den Treppen nach unten findet, war eine kleine Wächterstelle und dann die Duschen, da bei einem eventuellen chemischen Angriff die oberflächlichen Gase abgeduscht werden konnten. Die Galerien waren dann in Bezirke eingeteilt und mit einer kleinen Kappelle, sowie auch mit Spielraum für die Kinder, die ansonsten bei einem längeren Aufenthalt unter Erde zu wenig Bewegmöglichkeiten gehabt hätten ausgestattet.
Entschlossen wurde keine Schlafplätze zu schaffen, sondern so vielen Menschen wie möglich Schutz zu bieten, so gibt es entlang der Korridore nur Sitzbänke. In jeder Abteilung gab es Toiletten für Männer und für Frauen (damals nicht "so" natürlich) und Duschen, sowie sauch eine kleine Erte-Hilfe-Stelle. Dazu kommen die Geschichten, die von den Führern über ihre Familienmitglieder erzählen, welche diesen Bunker tatsächlich "erlebt" haben, die diesen Besuch besonders lebhaft machen.
Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, was man normalerweise in der Toskana nicht erwartet. Die Führungen sind auf italienisch und englisch und dauern mit Museum und Bunker ca. 2 Stunden und werden zu bestimmten Uhrzeiten organisiert.
Falls Sie noch mehr Infos über Campo Tizzoro suchen, schauen Sie hier. Für mehr Infos über die Umgebung und Provinz Pistoia hier.
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